Herzinfarkt-Sutra

(English below)

Eine meiner Forschungsinteressen der letzten Jahre war es, Erklärungen und Belege in der Literatur bzw. Forschung zu finden für das, was ich meine Erfahrung des Nichts nenne, die mein Selbst- und Weltbild so radikal verändert, ja aufgelöst hatte. Eine bereichernde Quelle war für mich das "Herzinfarkt-Sutra", das mich darin bestätigte, dass es Zusammenhänge geben muss zwischen sogenannten körperlichen Symptomen und der Erfahrung der Leere oder des Nichts, der Erfahrung der Natur dieser Existenz:

„Es gibt in mehreren der längeren Prajnaparamita-Sutren Berichte darüber, dass unter den Zuhörern Menschen waren, die bereits bestimmte fortgeschrittene Stufen spiritueller Entwicklung oder Einsicht erreicht hatten, durch die sie von samsarischer Existenz oder Leiden befreit waren. Diese Leute, die im Buddhismus arhats genannt werden, hörten dem Buddha zu, als er über Leerheit sprach, und reagierten darauf sehr unterschiedlich. Einige dachten: „Das ist verrückt, lasst uns gehen“, und sie gingen weg. Andere blieben, aber einige von ihnen erlitten einen Herzinfarkt, erbrachen Blut und starben. Sie waren anscheinend nicht rechtzeitig gegangen. Diese Arhats waren so schockiert von dem, was sie da hörten, dass sie auf der Stelle starben. Das ist der Grund, warum jemand kürzlich vorschlug, dass wir das Herz-Sutra das Herzinfarkt-Sutra nennen könnten.“

Brunnhölzl, Karl. (2014) Das Herzinfarkt-Sutra, S. 17

Zettelkasten, 02.03.2024

 

Diese Textstelle habe ich lange kontempliert und u.a. mit eigenen körperlichen Symptomen verglichen, die ich erlebte, wenn ich über eine längere Zeit sehr intensiv in die Erfahrung des Nichts (wieder) hineingegangen oder versucht hatte, zu verstehen, wie sich aus dem Nichts heraus die Welt wieder einfaltet - also wie Involution "geschieht" - ein Punkt, an dem ich sehr intensiv phänomenologisch geforscht habe. Die Erfahrung des Nichts - das Wissen der eigenen Nicht-Existenz, vereinfacht formuliert - muss Auswirkungen auf das haben, was wir als unsere biologische, organische Realität wahrnehmen - in diesem Fall auf das Herz, aber auch auf das Gehirn, welchem ja mein besonderes Interesse gilt.

 

Vor Kurzem fand ich einen anthroposophischen Text, der meine Gedanken in gewisser Weise bestätigt: "Das Herz ist nämlich ein Zukunftsorgan. Es wird später einmal eines werden, das der Mensch willentlich steuern kann. Seine quergestreifte Struktur weist schon heute auf diesen Entwicklungsprozess hin."  (Justen, J.F. (2021) Götterprojekt Mensch, S. 41). Für wen sich das zuerst einmal sehr esoterisch anhören mag (wie vieles in der anthroposophischen Literatur), den kann ich nur einladen, sich auf das tiefere Verständnis einzulassen, indem man die Aussage phänomenologisch nachvollzieht, indem man sich also wirklich hineinversetzt in die Gedanken, dass unser Herz ein willentlich steuerbares Organ sei und den Gedanken als eigene Möglichkeit annimmt und für sich überprüft: Ist es möglich, dass ich - oder etwas in mir - mein eigenes Herz willentlich steuern kann und somit auch eines Tages willentlich seine Tätigkeit beenden könnte?

 

(Den ganzen Abschnitt von Josef F. Justen zum Herz als Zukunftsorgan mit einem Zitat von Rudolf Steiner dazu findet man hier:
https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/cf370724-c309-4c4a-ba53-70938f90872f/LP_Das%20Goetterprojekt.pdf)

 

The Heart-Attack Sutra

One of my research interests in recent years has been to find explanations and evidence in literature and research for what I call my "experience of nothingness", which has so radically changed, even dissolved, my view of myself and the world. An enriching source for me was the "Heart Attack Sutra" (German: Das Herzinfarkt-Sutra), which confirmed to me that there must be connections between so-called physical symptoms and the experience of emptiness or nothingness, the experience of the nature of this existence:

 

"There are reports in several of the longer Prajnaparamita sutras that among the listeners were people who had already attained certain advanced stages of spiritual development or insight by which they were liberated from samsaric existence or suffering. These people, who are called arhats in Buddhism, listened to the Buddha speak about emptiness and had very different reactions. Some thought, "This is crazy, let's go," and they left. Others stayed, but some of them suffered a heart attack, vomited blood and died. They had apparently not left in time. These arhats were so shocked by what they heard that they died on the spot. That's why someone recently suggested that we could call the Heart Sutra the Heart Attack Sutra."

 

Brunnhölzl, Karl. (2014) Das Herzinfarkt-Sutra, p. 17

Zettelkasten, 02.03.2024

 

I contemplated this passage for a long time and compared it with, among other things, my own physical symptoms that I experienced when I (re)entered into the experience of nothingness very intensively over a longer period of time or tried to understand how the world folds back in out of nothingness - i.e. how involution "happens" - a point at which I conducted very intensive phenomenological research. The experience of nothingness - the knowledge of one's own non-existence, to put it simply - must have an impact on what we perceive as our biological, organic reality - in this case on the heart, but also on the brain, which is my particular interest.

 

I recently found an anthroposophical text that confirms my thoughts to a certain extent: "The heart is an organ of the future. It will one day become an organ that humans can control at will. Its striated structure already points to this development process today." (Justen, J.F. (2021) Das Götterprojekt, p. 41). For those for whom this may sound very esoteric at first (like much of the anthroposophical literature), I can only invite them to enter into a deeper understanding by understanding the statement phenomenologically, i.e. by really putting themselves in the shoes of the idea that our heart is a voluntarily controllable organ and accepting the thought as a possibility in its own right and examining it for themselves: Is it possible that I - or something in me - can willfully control my own heart and could therefore also willfully stop its activity one day?

 

(The entire section by Josef F. Justen on the heart as an organ of the future with a quote from Rudolf Steiner can be found here, in German:

https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/cf370724-c309-4c4a-ba53-70938f90872f/LP_Das%20Goetterprojekt.pdf)

 

Translated from German with deepl.com