Bewusstsein - Bewusstes Sein

Wenn ich mein bisheriges Leben reflektiere, frage ich mich oft, wann es begann, dass ich mich bewusst damit beschäftigte, was Bewusstsein ist, und kann es nicht wirklich fassen. Und dies ist, so vermute ich, symptomatisch für alle, die verstehen wollen, warum sie bewusst sind und was Bewusstsein eigentlich ist: 

 

 Woher kommen meine Gedanken, woher kommt mein Bewusstsein?

Kommt es aus mir, aus meinem Körper, aus meinem Gehirn?

Oder kommt es aus einer anderen Quelle?

Und wann habe ich angefangen, mir derartige Fragen zu stellen?

 

Auf einer Ebene sind wir alle Bewusstseinsforscher, nur eben mehr oder weniger bewusst - und ich gehe davon aus, dass der unbewusste Versuch, das eigene Bewusstsein zu verstehen, und keine Antwort zu finden, eine der Ursachen für eine Demenz sein kann: Je tiefer wir versuchen, unser "Ich" zu verstehen - ob als bewusster oder unbewusster Vorgang - um so mehr kommen wir unausweichlich immer mehr der Leere näher, dem Nichts, das hinter, unter, in unserer menschlichen Existenz verborgen ist und doch immerzu hindurchschimmert - die Leere aller Form, wie es der Buddha benannte.

Auch Demenz ist ein Zustand menschlichen Bewusstseins - auch wenn die Alltagserfahrungen in der gerontopsychiatrischen Pflege oder im privaten Haushalt oftmals kaum noch einen anderen Schluss ermöglichen, als dass es ein zunehmend desorientierter Zustand "ohne Verstand" - "de-mens" wäre. Der Verstand, die Kognition, scheint immer mehr abzunehmen, und dennoch sind Menschen mit Demenz bis zum Schluss bewusste Wesen - und, spirituell ausgedrückt - erscheinen sie weiterhin "in Bewusstsein", sie sind ebenso wie orientierte Menschen Teil des einen Menschheitsbewusstseins, und in ihnen ist möglicherweise weiterhin eine ganz andere Bewusstheit aktiv, als der äußere Anschein zeigen mag. Darauf weisen zumindest Erkenntnisse über die Paradoxe Luzidität hin.

 

Mehr dazu unter Demenz-Transzendenz

oder in einem Vortrag oder Seminar von mir über Bewusstsein und Demenz: Seminare und Supervision 

Bereits zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn als Pädagogin war das Thema "Wie ich wurde was ich bin" sehr präsent, und als mich nur kurze Zeit später die Demenz als mein berufliches Thema - oder meine Berufung - fand, zog mich das Thema Bewusstsein und das bewusste - oder unbewusste - Sein immer mehr in seinen Bann, bis zu meiner Erfahrung des Nichts, das einen kompletten Paradigmenwechsel in meinem bewussten Sein und in meinem Leben auslöste. Mein Bewusstsein über Bewusstsein hat sich seitdem radikal verändert und immer mehr erweitert - nach einigen Jahren intensiver Forschung, phänomenologischer Natur wie Literaturstudium, hat sich nach und nach ein tieferes Verständnis von Bewusstsein als grundlegendem "Baustein" unserer Existenz herausgeschält, das sich als zwei verschiedene Ströme zeigt - als Involution und Evolution.